Welchen ETF kaufen: 5 wichtige Kriterien für die ETF-Auswahl

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ETFs sind ein einfacher und günstiger Weg, langfristig Vermögen aufzubauen. Doch wie findet man heraus, welchen ETF man kaufen sollte? 

Mittlerweile gibt es rund 8.554 ETFs (Stand 2022, Statista) – Tendenz steigend. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.

Um es für dich einfacher zu machen, stelle ich hier meine 5 wichtigsten Kriterien vor, die für die ETF-Auswahl von besonderer Bedeutung sind. So kannst du leichter herausfinden, welchen ETF du kaufen solltest.

 

1. Index

Als Erstes geht es darum, den passenden Index zu finden. Das Angebot ist hierbei riesig. Neben den allgemein bekannten Weltindizes, wie z. B. der MSCI World, der über 1.600 Unternehmen abbildet, gibt es auch spezifische Branchen-, Themen- und Länderindizes. Nur um mal einen kurzen Einblick in das breite Feld des ETF-Universums zu geben.

Bei klassischen Aktien-ETFs sind die beliebtesten Indizes der MSCI World, MSCI World Emerging Markets und der S&P 500. Zumindest nach dem investierten Volumen nach. Auch die Indizes wie der Stoxx Europe 600 und der FTSE 100 sind sehr beliebt – nur um mal ein paar zu nennen. 

Neben Aktien kannst du per ETF auch in Anleihen, Rohstoffe, Immobilien usw. investieren.

Ich nutze für die Auswahl gerne die Plattform extraETF. Dort kann man die einzelnen ETFs auch sehr gut miteinander vergleichen. Die Plattform justETF bietet ebenfalls eine gute Möglichkeit, um sich über ETFs zu informieren.

 

2. Fondsvolumen

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das Fondsvolumen. Das Fondsvolumen gibt an, wie viel investiertes Kapital in dem ETF steckt.

Allgemein gilt:
Geringes Volumen: 0 Mio. bis 99 Mio. €
Mittleres Volumen: 100 Mio. bis 499 Mio. €
Hohes Volumen: größer 500 Mio. €

Ich achte bei dem Fondsvolumen darauf, dass dieser nicht unter 100 Mio. € liegt. Je größer, umso besser natürlich. Daher filtere ich bei der ETF-Auswahl erst mal nach den ETFs mit dem höchsten Fondsvolumen.

Falls du dir jetzt die Frage stellst, warum das so wichtig ist, möchte ich dir dies gerne anhand eines Beispiels näher erläutern.

Nehmen wir mal an, du wählst einen ETF mit einem geringen Fondsvolumen. Wenn sich der ETF nicht beweist und genügend Geld einbringt, kann es passieren, dass er wieder geschlossen wird. Das ist besonders ärgerlich, da du dann einen neuen ETF auswählen musst, um weiter dein Geld zu investieren. Du musst also noch mal aktiv werden. Zusätzlich werden dann erneut die Ordergebühren fällig. Ein weiterer Nachteil ist, dass du mögliche Kursverluste realisieren musst, sofern der ETF aktuell in den roten Zahlen steht.

Das kannst du dir ersparen, wenn du dir direkt einen ETF auswählst, der ein höheres Fondsvolumen hat und möglichst auch schon ein paar Jahre am Markt besteht.


3. Gebühren

Auch die Gebühren sind ein wichtiges Kriterium. Zwar sind ETFs grundsätzlich eine sehr günstige Möglichkeit zu investieren, dennoch sollte man die jährlichen Gebühren miteinander vergleichen. Gerade wenn es darum geht, langfristig Vermögen aufzubauen, können die Gebühren schon ganz schön ins Gewicht fallen. 

Zu den allgemeinen Ordergebühren kommen noch weitere Gebühren hinzu. Diese werden als TER beim jeweiligen ETF in Prozent angegeben. TER heißt Total Expense Ratio. Oder auch in Deutsch – Gesamtkostenquote.

Darunter sind die jährlichen Kosten zu verstehen, die für dich anfallen, wenn du Anteile am ETF besitzt. Hierzu zählen im Wesentlichen die Verwaltungs- und Lizenzgebühren. 

Die Gebühren werden übrigens automatisch von deinem investierten Kapital abgezogen, du musst also nichts weiter veranlassen und bekommst davon auch nicht direkt etwas mit.

Bei der ETF-Auswahl solltest du also darauf achten, dass die Gesamtkostenquote – oder auch TER – so gering wie möglich ist. 

Verdeutlichung ein vereinfachtes Beispiel mit einer Investitionssumme von 10.000 €:

1. ETF hat einen TER von 0,20 % – Gebühren liegen bei 20 € pro Jahr
2. ETF hat einen TER von 0,50 % – Gebühren liegen bei 50 € pro Jahr

Jetzt magst du vielleicht denken: „Ist doch kein großer Unterschied.“ Grundsätzlich stimme ich dir zu. Wenn du die höheren Gebühren jedoch über mehrere Jahre zahlst – sagen wir mal 15 Jahre – ist der Unterschied schon größer. 

Neben der Gesamtkostenquote (TER) gibt es aber noch eine weitere wichtige Kennzahl – die Tracking Difference (TD).

Im Grunde genommen handelt es sich bei der Tracking Difference (TD) um eine Abbildungsdifferenz. Das bedeutet, diese Kennzahl zeigt, wie hoch die Abweichung der ETF-Rendite von der Indexrendite am Ende eines Betrachtungszeitraums ausfällt. Sie kann zusätzlich zur Gesamtkostenquote (TER) herangezogen werden und bietet daher ein wesentlich genaueres Bild über die tatsächlichen Kosten eines ETFs.

Auch wenn es sich bei der TD nur um Vergangenheitswerte handelt, erhält man eine gute Indikation, wie der ETF im Vergleich zum Index performt hat und somit zu den tatsächlichen Kosten.

In meinem Beitrag zu den ETF-Kosten kannst du mehr über die Tracking Difference erfahren.


4. Replikationsmethode

Unter einer Replikationsmethode ist die Indexnachbildung zu verstehen. Denn es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie ein ETF den Index abbildet – physisch oder synthetisch. 

Du verstehst nur Bahnhof? Das kann ich gut nachvollziehen. Daher möchte ich dir den Unterschied gerne etwas genauer erläutern.

Bei der physischen Replikation (Nachbildung) werden die Anteile des ETFs genauso nachgekauft, wie sie im Index enthalten sind. Das bedeutet, dass alle im ETF enthaltenen Anteile entsprechend ihrer Gewichtung gekauft werden. 

Manche Indizes werden aber auch künstlich abgebildet beziehungsweise synthetisch. Das bedeutet, dass die im Index enthaltenen Anteile nicht tatsächlich gekauft werden. Es wird ein Kreditinstitut zwischengeschaltet, das die Anteile für den Fondsanbieter erwirbt.

In der Praxis bedeutet das, dass der ETF bei der synthetischen Variante den Index mithilfe von Finanzinstrumenten nachbildet – mittels sogenannten Swaps. Beim Swap, was so viel wie Tauschgeschäft heißt, schließt der ETF einen Vertrag mit einer Bank – auch Kontrahent genannt. Dabei verpflichtet sich die Bank, die Rendite des Index zu zahlen und erhält dafür vom ETF eine Gebühr. Dieses Swap-Geschäft wird in der Regel in voller Höhe besichert.

Nur was bedeutet das konkret für dich als Anleger oder Anlegerin? Mit einem synthetisch replizierenden ETF investierst du nicht direkt in die im Index enthaltenen Unternehmen, sondern sicherst dir nur den Kurs. Für dich macht das aus Renditesicht zunächst keinen Unterschied. 

Allerdings besteht hierbei ein etwas höheres Risiko. Denn oftmals wird bei synthetisch replizierenden ETFs wegen des sogenannten Kontrahentenrisikos gewarnt. Das Risiko besteht darin, dass die Bank als Swap-Partner (Kontrahent) pleitegehen könnte. Dadurch könnte der ETF auf eventuell bestehende Forderungen aus dem Swap-Vertrag sitzen bleiben. Somit besteht die Gefahr, dass du dein investiertes Kapital verlierst. Denn der Swap-Partner ist nicht Teil des Sondervermögens und unterliegt somit auch nicht deren Schutz. Vorgekommen ist das allerdings noch nicht. Aber es ist und bleibt ein Risiko.

Ich bevorzuge eher physisch replizierende ETFs. Zumindest, wenn die Gebühren und auch die Fondsgröße für mich stimmen. Denn so weiß ich, worin ich mein Geld investiere und gehe kein unnötiges Risiko ein.

Darüber hinaus gibt es auch noch die Sampling-Methode, welche eine gute Alternative darstellt. Hierbei werden nur die Anteile des ETFs gekauft, welche den größten Einfluss haben. Es wird also eine Auswahl getroffen. Diese Methode wird oftmals bei großen Indizes angewendet. Denn bei großen Indizes kann der umfangreichere Verwaltungsaufwand schnell ins Geld gehen.

 

5. Ertragsverwendung

Einige Unternehmen schütten einen Teil ihrer Gewinne in Form von Dividenden an ihre Aktionäre aus. Die Ertragsverwendung informiert dich darüber, wie du die Dividenden aus dem ETF erhältst. Je nach Vorliebe und Anlageziel kannst du zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs wählen.

Thesaurierend bedeutet, dass die Gewinne in Form von Zins- oder Dividendenzahlungen einbehalten und automatisch wieder angelegt werden. 

Bei der ausschüttenden Variante erhältst du die Zins- oder Dividendenzahlungen regelmäßig auf deinem Verrechnungskonto gutgeschrieben. 

Die Wahl zwischen einem ausschüttenden und einem thesaurierenden ETF ist eher eine Geschmacksfrage. Beide Varianten haben gewisse Vorzüge. 

Ein thesaurierender ETF lohnt sich vor allem dann, wenn du langfristig Vermögen aufbauen möchtest und dein Geld noch für eine längere Zeit investiert bleibt. Bei dieser Variante gibt es also einen stärkeren Zinseszinseffekt. 

Ausschüttende ETFs eignen sich zum Beispiel für Anleger, die sich ab und zu etwas Geld auszahlen lassen möchten, um nebenbei eine Art passives Einkommen aufzubauen. 

Wenn du mehr über die Unterschiede erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Beitrag „Thesaurierend vs. ausschüttend – Welche Variante ist besser?“.

Ich hoffe, dass die Kriterien dir dabei helfen, den geeigneten ETF für dich auszuwählen. 


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