Preisbildung beim ETF: Wie entsteht der ETF-Kurs? 

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Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie der ETF-Kurs zustande kommt? Also wie der Preis eines ETF-Anteils entsteht? 

Falls du es nicht weißt, starte ich mal mit einer kleinen Quizfrage.

Was meinst du, wie der ETF-Kurs entsteht?
a) Durch Angebot und Nachfrage nach dem ETF
b) Durch Angebot und Nachfrage nach den im ETF enthaltenen Anteilen
c) Durch das im ETF investierte Fondsvolumen 

Na, was meinst du? Die Auflösung erfährst du in diesem Beitrag. 

 

1. Welche Faktoren bestimmen den ETF-Kurs?

Wie auch beim Aktienkurs wird der ETF-Kurs an der Börse zwischen den Marktteilnehmern ausgehandelt. Die Börse funktioniert dabei ebenfalls wie ein Marktplatz, an dem Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. Aber anders als bei Aktien entsteht der Preis eines ETF-Anteils nicht ausschließlich durch Angebot und Nachfrage. Hierbei spielen noch weitere Faktoren eine wesentliche Rolle.

Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, welche Faktoren in welchem Umfang Einfluss auf den ETF-Kurs haben. Genau dieser Frage möchte ich jetzt auf den Grund gehen.

Der Preis je ETF-Anteil wird größtenteils vom zugrunde liegenden Wert des Fondsvermögens des ETF bestimmt, dem sogenannten Nettoinventarwert (Net Asset Value = NAV).

 

2. Was versteht man unter dem NAV eines ETF?

Vereinfacht gesagt, gibt der NAV den Preis für einen ETF-Anteil an. Die Formel hierzu lautet folgendermaßen:

Zu dem ETF-Vermögen zählen alle im ETF enthaltenen Wertpapiere wie Aktien, Anleihen und auch Barmittel. Weitere Einnahmen wie Dividenden und Zinsen zählen ebenfalls dazu. Hiervon werden die ETF-Verbindlichkeiten abgezogen. Diese spielen bei ETFs allerdings eher eine untergeordnete Rolle, da sie nicht besonders hoch sind. Typische ETF-Verbindlichkeiten spiegeln sich in der Gesamtkostenquote (TER) wieder. Hierzu gehören die Verwaltungsgebühren, Handelskosten sowie Quellsteuern und Dividendenzahlungen bei ausschüttenden ETFs. 

Das Ergebnis wird dann durch die Anzahl der umlaufenden Anteile dividiert, was dann den Preis je ETF-Anteil ergibt.

Der NAV eines ETF wird einmal pro Tag auf Basis der letzten Schlusskurse der im ETF enthaltenen Wertpapiere vom Vortag berechnet. Oftmals werden diese Wertpapiere in unterschiedlichen Zeitzonen gehandelt, daher spiegeln die Kurse möglicherweise nicht das aktuelle Marktgeschehen wieder. Auch läuft heutzutage alles digital, so dass bei der Preisbildung eines ETF noch ein weiterer Indikator dazu kommt – der indikative Nettoinventarwert (iNAV).

 

3. Was versteht man unter dem iNAV eines ETF?

Der indikative Nettoinventarwert (iNAV) bildet einmal pro Minute ab, wie sich die Kurse seit dem letzten Schlusskurs verändert haben. Die Berechnung erfolgt genau wie beim NAV, allerdings werden die jeweils aktuellen Kurse der im ETF enthaltenen Wertpapiere herangezogen und so Veränderungen seit dem letzten Schlusskurs berücksichtigt. Der indikative Nettoinventarwert stellt also den fairen Wert eines ETF in Echtzeit dar, da jeweils alle in dem ETF enthaltenen Wertpapiere zu den aktuellen Kursen bewertet sind. 

Auf Basis dieser Informationen können Anleger den ETF mehrfach stündlich oder auch mehrfach minütlich an der Börse in einem Angebot-Nachfrage-Verfahren handeln. Denn die Informationen des iNAV sind viel aktueller als der letzte NAV.

Der Nettoinventarwert entspricht allerdings bei ETFs nicht zwangsläufig dem ETF-Kurs, da dieser auch vom Angebot- und Nachfrageverhalten der Anleger beeinflusst wird.


4. Wie wirken sich Angebot und Nachfrage auf den ETF-Kurs aus?

Der Marktpreis eines ETF ist also auch von den Erwartungen der Anleger abhängig. Infolgedessen kann der Preis eines ETF-Anteils vom iNAV und insbesondere vom NAV abweichen.

Zur Verdeutlichung folgendes Beispiel:

Nehmen wir mal an, Person A möchte 50 ETF-Anteile für 72 € verkaufen und Person B möchte gerne 50 ETF-Anteile für 72 € kaufen. Beide erteilen ihrer Bank die entsprechende Order. Infolgedessen findet ein Verkauf bzw. Kauf statt, auch wenn der NAV und iNAV einen ganz anderen, höheren oder niedrigeren Wert darstellt. Immer wenn ein Angebot und eine Nachfrage zusammenkommen, entsteht eine sogenannte Order.

Doch wie geht man jetzt mit der Abweichung zum NAV und iNAV um, damit der Preis je ETF-Anteil sich wieder dem Nettoinventarwert annähert?  

Dies läuft folgendermaßen ab: 

Im Auftrag der Fondsgesellschaft ergänzen sogenannte Market Maker weitere verbindliche Angebote und Nachfragen nach dem ETF. Dies führt dazu, dass – sofern es notwendig ist – diese Market Maker von der Fondsgesellschaft neue Anteile erhält oder auch nicht mehr benötigte, zurückgibt. Durch diese Vorgehensweise kann der ETF liquide bleiben, auch wenn es derzeit wenige Order gibt.

Langfristig entsprechen also die Preise der ETF-Anteile dem Wert des ETF-Vermögens. 

 

5. Auflösung der Quizfrage – Wie entsteht der ETF-Kurs?

Nun kommen wir zur Auflösung der Quizfrage. Wahrscheinlich konntest du dir die Frage inzwischen selbst beantworten. Ansonsten kommt hier noch mal eine kurze Zusammenfassung.

Die richtige Antwort ist a, b und c. Also alle Faktoren haben Einfluss auf den ETF-Kurs.

a) Durch Angebot und Nachfrage nach dem ETF

ETFs werden während der üblichen Börsenhandelszeiten gekauft und verkauft. Die Börse funktioniert auch hier wie ein Marktplatz, an dem Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. Der ETF-Kurs ist immer der Preis, zu dem der letzte Handel an der Börse zustande kam.

b) Durch Angebot und Nachfrage nach den im ETF enthaltenen Anteilen

Steigen die Kurse der im ETF enthaltenen Anteile, steigt auch der Wert deines ETF-Anteils. Dies führt also zu einer Kurssteigerung, sofern die Anzahl der im ETF enthaltenen Anteile gleich bleiben. 

c) Durch das im ETF investierte Fondsvolumen 

Das investierte Fondsvolumen bildet die Basis, um den fairen Wert eines ETF-Anteils (NAV; iNAV) zu ermitteln. 

Jetzt würde mich mal interessieren, ob du es gewusst hast. 

 

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