Nachhaltige Geldanlage: Welche Kriterien sind wichtig?

  • Beitrags-Kategorie:Finanzwissen / Investieren
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Mittlerweile müsste uns allen klar sein, dass der Kampf gegen die Klimakrise nicht nur eine Sache der Regierungen, sondern dass jede*r einzelne dazu aufgefordert ist, hier aktiv zu werden.

 

Eine Möglichkeit ist, dass man verstärkt darauf achtet, worin man sein Geld investiert. Hierzu bieten sich nachhaltige Geldanlagen an.

 

Auch wenn die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen immer weiter steigt, ist da durchaus noch Luft nach oben. Denn in Deutschland machen nachhaltige Fonds und Mandate trotz der immer stärkeren Nachfrage – gerade einmal 12,5 % am deutschen Gesamtfondsmarkt aus.

 

Ein Grund dafür liegt sicherlich auch in der Unklarheit darüber, was „nachhaltiges Investieren“ überhaupt bedeutet. Denn es ist gar nicht so einfach, für den einzelnen Anleger da überhaupt durchzublicken. Man hört immer wieder davon, dass verschiedenste Anlagemöglichkeiten und auch Handlungen von Unternehmen als nachhaltig angepriesen werden, aber in Wirklichkeit nur mit einem dünnen Anstrich grüner Farbe versehen worden sind. Man nennt diesen Trick auch „Greenwashing“.

 

Was soll oder kann man jetzt tun, wenn man mit seinem Ersparten tatsächlich etwas Gutes für die Umwelt bewirken möchte? Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen.


 

1. Was bedeutet nachhaltiges investieren?

 

Nachhaltigkeit ist ein komplexer Begriff, der unterschiedlich interpretiert werden kann. Es gibt keine allgemeingültige Definition, die für alle gleichermaßen gilt. Stattdessen hängt die Bedeutung von Nachhaltigkeit oft von den individuellen Werten, Zielen und Prioritäten ab.

Dies führt im Zusammenhang mit nachhaltigen Geldanlagen vermehrt dazu, dass es unterschiedliche Auffassungen davon gibt, welche Geldanlagen als nachhaltig anzusehen sind und welche nicht.


So kann es hierbei um die Vermeidung von Kohleinvestitionen, um das Verbot von Kinderarbeit, um die Finanzierung von Windrädern, um die Gleichstellung von Frauen oder auch um eine Kombination aus all diesen Themen gehen – nur um mal ein paar Themen zu nennen. Wie du siehst, ist das Potenzial für Missverständnisse hier riesengroß.


Grundsätzlich kann man sagen, dass es bei einer nachhaltigen Investition darum gehen soll, dass die Gewinnerwirtschaftung nicht zum Schaden von Mitmenschen oder zulasten der Umwelt erfolgen soll und eine sozial-ökologisch ausgerichtete Wirtschaftsweise gefördert werden soll. Beim nachhaltigen Investieren suchen Anleger nicht ausschließlich finanzielle Renditen, sondern wollen vielmehr soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen.


Um diese Thematik etwas zu vereinfachen, hat man gewisse Standards definiert.

 

 

2. Nachhaltige Geldanlagen: Woran erkennt man sie?

 

Der gängigste Standard, welcher sich in der Finanzbranche durchgesetzt hat, ist ESG.

ESG steht für „Environment, Social and Governance“. 

Darunter werden die Kriterien beschrieben, an denen die Nachhaltigkeit der Unternehmenstätigkeit gemessen wird.

E wie Environment: Steht für Umweltverträglichkeit. Darunter fallen alle Kriterien, an denen gemessen werden soll, ob die Unternehmenstätigkeit schädlich oder nützlich für eine gesunde Umwelt ist. Durch die sehr aktuelle Diskussion zur Klimakrise ist u. A. der CO₂-Ausstoß in den Mittelpunkt gerückt. Allerdings geht es hierbei nicht ausschließlich um den CO₂-Ausstoß, sondern auch die Themen wie Gewässerschutz, Artenschutz, Abfallentsorgung und Kreislaufwirtschaft spielen eine Rolle.


S wie Social: Steht für soziale Faktoren. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, wie das Unternehmen mit seinem menschlichen sozialen Umfeld interagiert. Damit ist z. B. gemeint, gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Menschenrechte zu achten und auch Investitionen in die Sicherheit am Arbeitsplatz zu tätigen. Zudem sollen Zwangsarbeit und Kinderarbeit ausgeschlossen werden.


G wie Governance: Steht für eine ethisch vertretbare Unternehmensführung. Darunter fallen z. B. solide Managementstrukturen, Verhinderung von Korruption, übermäßige Vorstandsgehälter und – was neuerdings immer stärker in den Fokus rückt – faire Steuerzahlungen.


Daneben findet man noch die Abkürzung CSR (Corporate Social Responsibility). Darunter ist die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens zu verstehen. Für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter und deren Umsatzerlöse sich auf mehr als 40 Millionen Euro belaufen oder dessen Bilanzsumme bei mehr als 20 Millionen Euro liegt, existiert eine CSR-Berichtspflicht. Die Unternehmen müssen in diesem Bericht Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen sowie Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption und Bestechung offenlegen.


Auch die Abkürzung SRI begegnet uns oft im Zusammenhang mit nachhaltigen Geldanlagen. SRI steht für „Socially Responsible Investment“ – also gesellschaftlich verantwortliche Kapitalanlagen. Auch hier sollen diejenigen Unternehmen mit den Investments unterstützt werden, welche in ihrer unternehmerischen Tätigkeit besonders auf Umweltfreundlichkeit und soziale, gesellschaftliche Kriterien achten.


Wenn eine Geldanlage mit einem dieser Abkürzungen versehen ist, kannst du davon ausgehen, dass es sich hierbei um ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Investment handelt.



3. Nachhaltige Geldanlage gegen den Klimawandel: Auf welche Kriterien sollte man achten?

 

Nun kommen wir zur spannendsten Frage: „Wie findet man die richtige Geldanlage, welche dem eigenen Nachhaltigkeitsgedanken entspricht?“ Gewisse Standards helfen uns zwar bei der Auswahl, dennoch sollten wir genauer hinzuschauen, was sich hinter der Geldanlage verbirgt. Denn einfach nur einen ESG-/SRI-ETF etc. auszuwählen und schon trägt man unmittelbar zum Klimaschutz bei, stimmt nur bedingt.


Hier stellt sich also die zentrale Frage: „Welche Ziele möchtest du mit deiner Geldanlage erreichen?“ Was bedeutet Nachhaltigkeit konkret für dich? Gerade wenn es dir darum geht, dein Geld bewusst gegen den Klimawandel zu investieren, solltest du auf noch mehr Kriterien achten, als nur auf das „Nachhaltigkeitssiegel“. Denn bei ESG geht es im Allgemeinen um das Thema Nachhaltigkeit – was grundsätzlich nicht verkehrt ist. Allerdings sollte die Geldanlage genauer geprüft werden, inwiefern das Klima-Thema dort überhaupt berücksichtigt wird. 

 

Damit ist das Thema der Nachhaltigkeit noch lange nicht erschöpft: Kinderarbeit, Korruption, Waffenproduktion, Atomkraft. Soll das durch deine Investition gefördert werden? Das sind nur einige Themen, die in der letzten Zeit vermehrt in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Es kommt also ganz auf deine eigenen Präferenzen und Werte an.


Wenn du erst einmal genau definiert hast, was du als nachhaltig erachtest und unterstützen möchtest und was nicht, dann lautet die nächste Frage: „Was müsste deine Geldanlage genau bewirken, damit sie nachhaltig ist?“ Oder auch: „Was soll die Geldanlage eigentlich für dich leisten?“. 

 

Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist natürlich auch die Rendite ein wichtiger Faktor. Um diese im Vergleich zu anderen Geldanlagen bewerten zu können, kannst du in den gängigen Finanzportalen die Investition mit dem MSCI World oder auch anderen Indizes oder Unternehmen vergleichen. Auch lohnt es sich, die Zahlen einmal näher anzuschauen und die Performance über einen längeren Zeitraum zu vergleichen.


Wichtig ist auch, dass du eher pragmatisch an das Thema rangehst. Gleich eine perfekte Umsetzung anzustreben, ist mit sehr viel Zeitaufwand verbunden. Wenn du keinen passenden Fonds oder ETF findest, welcher deine nachhaltigen Werte widerspiegelt, kann auch eine Investition in Einzelaktien eine gute Alternative sein.


Damit ist gemeint, dass du gezielt in Unternehmen investierst, welche deinen Nachhaltigkeitsgedanken widerspiegeln und die du gerne unterstützen möchtest. Das Unternehmen bekommt zwar nicht direkt dein Geld, allerdings ist es ein gutes Zeichen für das Unternehmen, wenn der Aktienkurs weiter steigt – auch im Hinblick auf zukünftige Kapitalbeschaffungsmaßnahmen. Außerdem gehört dir dadurch ein (sehr kleiner) Teil des Unternehmens, für das du als Aktionär*in meist auch ein Stimmrecht ausüben kannst und somit auch einen (minimalen) Einfluss auf die Unternehmensstrategie hast.


Allerdings solltest du hierbei auf eine möglichst breite Streuung achten, um dein Verlustrisiko zu reduzieren. Sich also nur einige wenige Aktien von einzelnen Unternehmen ins Depot zu holen, kann zwar gut gehen, aber das Risiko ist nicht zu unterschätzen. Daher solltest du darauf achten, deine Investition mindestens auf 10 – 30 Unternehmen zu verteilen. Möglichst auf unterschiedliche Branchen, Unternehmensgrößen und Länder. Wenn das nicht möglich oder attraktiv für dich ist, wäre evtl. ein Fonds oder ETF eine gute Ergänzung zu deinen Aktieninvestments.

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