Hast du dich schon mal gefragt, wie du deine bisherigen Kursgewinne sichern kannst? Insbesondere, wenn man in sein Depot schaut und sich über die positive Entwicklung freut, schwingt oftmals auch etwas Unsicherheit mit, dass sich die Gewinne wieder in Luft auflösen oder sogar in Verluste verwandeln könnten.
Ich denke, so manche Anleger stellen sich die Frage nach einer Strategie, um sich gegen Verluste bestmöglich schützen zu können. Als eine dieser Strategien oder auch Instrumente, möchte ich dir die Stopp-Loss Order näher vorstellen.
Inhalte
1. Einfach erklärt: Was ist eine Stopp-Loss Order?
2. So funktioniert die Stopp-Loss Order
3. Eine Alternative: Gewinne sichern mit der Stopp-Loss-Limit Order
4. Wo sollte man den Stopp-Kurs setzen?
5. Automatische Orderanpassung mit der Trailing-Stopp-Loss Order
6. Für wen ist eine Stopp-Loss Order sinnvoll?
1. Einfach erklärt: Was ist eine Stopp-Loss Order?
Bei einer Stopp-Loss Order handelt es sich um einen speziellen und automatisierten Verkaufsauftrag. Das klingt zunächst einmal sehr technisch, was es im Grunde genommen auch ist. Denn damit erteilst du deiner Depot-Bank den Auftrag, ab einem festgelegten Kurs, welcher unter dem aktuellen Kurs notiert, dein Wertpapier automatisch zu verkaufen. Die Gültigkeit deiner Verkaufsorder kannst du dabei selbst wählen. Jedoch ist diese abhängig davon, was deine Depot-Bank maximal anbietet.
Dein Verkaufsauftrag wird also nicht sofort ausgeführt, sondern erst dann, wenn der Kurs des Wertpapiers deine festgelegte Kursschwelle erreicht hat. Doch Vorsicht: Das heißt nicht unbedingt, dass du das Wertpapier dann auch genau zu diesem Kurs verkaufst. Dein festgelegter Stopp-Kurs stellt leider keine Preisgarantie dar. Sobald die Schwelle erreicht wurde, wird deine Stopp-Loss Order in eine Bestens-Order verwandelt. Das bedeutet, dass dein Wertpapier zum bestmöglichen Kurs verkauft wird und der Verkaufskurs somit auch unter dem Stopp-Kurs liegen kann. Das kann z. B. bei einem schnellen Kursrutsch passieren.
Jetzt magst du dich vielleicht fragen, warum man die Stopp-Loss Order nutzen sollte, wenn es doch keine Garantie gibt? Wer Wertpapiere an der Börse kauft, muss einige Risiken mit einkalkulieren. Diese kann auch ein derartiges Instrument nicht beseitigen. Der Sinn dahinter ist, dass du als Anleger*in deine bereits erzielten Kursgewinne besser sichern und Verluste weitestgehend begrenzen kannst. Aber einen 100%-Schutz kann und will ich dir nicht versprechen. Es besteht also weiterhin ein gewisses „Restrisiko“.
2. So funktioniert die Stopp-Loss Order
Wie die Stopp-Loss Order funktioniert, erläutere ich am besten mal anhand eines Beispiels:
Du hast eine Aktie im Depot, welche aktuell bei 20 € notiert. Zur Absicherung erteilst du deiner Depot-Bank eine Stopp-Loss Verkaufsorder bei 16 €. Sobald der Aktienkurs auf 16 € (oder auch tiefer) gefallen ist, wird die Aktie automatisch zum nächsten bestmöglichen Kurs verkauft. So kannst du deinen gegenwärtigen Verlust im Optimalfall auf rund 20 % begrenzen (Differenz von 20 € und 16 €) und verhinderst im Regelfall, dass dein Verlust auf 30 % oder sogar noch mehr ansteigt.
Wie bereits erwähnt, gibt es hierbei einen wesentlichen Haken. Denn deine Stopp-Loss Order wird mit Erreichen der Schwelle in eine Bestens-Order verwandelt. Das bedeutet, dass der automatische Verkauf erfolgt, aber es eben keine Garantie gibt, zu welchem Kurs.
Der Aktienkurs wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Daher kann es durchaus passieren, dass wenn die nächste Nachfrage erst bei einem Kursniveau von rund 30 % unter dem aktuellen Kurs vorhanden ist, du dann diesen Preis erhältst. Damit ist gemeint, dass du keine Garantie hast, dass dein Wertpapier genau zu deinem festgelegten Stopp-Loss-Kurs verkauft wird.
Hierbei handelt es sich allerdings um ein Risiko, das sich eher in Grenzen hält. Denn im Regelfall bewegt sich der Verkaufskurs in der Nähe deines festgelegten Stopp-Kurses.
Führen wir hierzu mal das Beispiel fort:
Wie schon erwähnt, hast du eine Stopp-Loss Order über 16 € erteilt. Aktuell notiert die Aktie noch bei 20 €. Nun passiert folgendes: Der Kurs der Aktie sinkt langsam auf 19 €, 18 €, 17,50 €, bis er dann auf 16 € fällt. Somit wird deine Stopp-Loss Order ausgeführt und du hast gute Chancen, dass du dann einen Verkaufspreis im Bereich deines festgelegten Stopp-Kurses erhältst. Die Absicherung hat in diesem Fall sehr gut funktioniert. Das sollte auch der Normalfall sein!!!
Allerdings kann es durchaus auch anders aussehen. Mal angenommen, der Aktienkurs eines Unternehmens reagiert sehr stark auf Negativschlagzeilen oder das Unternehmen gibt eine Gewinnwarnung heraus und reduziert oder setzt die Dividende aus. In diesem Fall kann es durchaus passieren, dass der Kurs in einem Rutsch von 20 € auf 14 € fällt. Findet dann bei deiner festgelegten Stopp-Loss-Marke von 16 € keine Nachfrage statt, sondern erst bei 14 €, dann wird deine Stopp-Loss Verkaufsorder auch erst bei 14 € ausgeführt. Somit liegt dann dein realisierter Verlust bei -30 %, obwohl du bei -20 % eine Absicherung eingebaut hast. Das ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber eben möglich. Das solltest du unbedingt im Hinterkopf behalten.
3. Eine Alternative: Gewinne sichern mit der Stopp-Loss-Limit Order
Um dein Risiko noch weiter zu reduzieren, gibt es inzwischen bei einigen Depot-Banken die Möglichkeit, ein zusätzliches Limit bei einer Stopp-Loss Order zu setzen.
Im Grunde genommen funktioniert das wie die Stopp-Loss Order, nur dass du hierbei noch ein weiteres Limit auswählen kannst. Also eine absolute Untergrenze sozusagen, bei der du dein Wertpapier verkaufen möchtest. Der Vorteil hierbei ist, dass du dich dadurch noch besser davor schützen kannst, dass dein Wertpapier beim Erreichen der Stopp-Loss Schwelle zu einem zu niedrigen Kurs verkauft wird. Wie bereits erwähnt, wird die Verkaufsorder mit Erreichen der Stopp-Loss-Schwelle zum bestmöglichen Kurs verkauft.
Mit der der Stopp-Loss-Limit Order würdest du deine maximale Untergrenze definieren. Also ein zusätzlicher Sicherheitspuffer. Allerdings gibt es hierbei auch einen negativen Aspekt. Es kann nämlich passieren, dass der Verkauf nicht ausgeführt wird, weil der Kurs unter die Schwelle deines gesetzten Stopp-Loss-Limits rauscht.
Um dir das besser zu verdeutlichen, führe ich das obige Beispiel noch mal fort:
Der Kurs der Aktie liegt bei 20 € und du hast einen Stopp-Loss bei 16 € gesetzt und legst jetzt noch ein zusätzliches Limit bei 15 € fest. Aufgrund eines plötzlichen Ereignisses rauscht der Kurs von 20 auf 14 €. In dem Fall reagiert der Stopp-Loss, aber diese wird durch dein gleichzeitig gesetztes Limit bei 15 € aufgehoben, denn der aktuelle Kurs liegt ja darunter (bei 14 €). In dem Fall wird deine Verkaufsorder nicht ausgeführt und deine Verluste können somit weiter laufen. Dies ist zwar kein Regelfall, aber dennoch ein weiteres Risiko, worauf ich gerne hinweisen möchte.
4. Wo sollte man den Stopp-Kurs setzen?
Am einfachsten wäre es natürlich, wenn es dafür eine allgemein gültige Faustregel gibt, aber die gibt es leider nicht. Daher ist diese Frage auch nicht so leicht zu beantworten und eher Geschmacksache.
Oftmals wird empfohlen, eine Spanne von 10 % unter dem aktuellen Kurs zu wählen. Dies gilt allerdings in erster Linie für Wertpapiere, welche nicht so starke Kursschwankungen unterliegen – also weniger volatil sind.
Für schwankungsfreudige Wertpapiere sollte der Kursabstand entsprechend höher gewählt werden (z. B. 20 %). Grund hierfür ist, dass im Falle von stärken Kurskorrekturen es nichts Ärgerlicheres gibt, wenn die Verkaufsorder zu früh ausgelöst wird und die Aktie anschließend ihren Kursanstieg munter fortsetzt. Dann kannst du von diesen Kurssteigerungen nicht mehr profitieren.
Platzierst du die Stopp-Loss-Marke andererseits zu weit weg vom aktuellen Kurs, nimmst du möglicherweise unnötige Kursverluste in Kauf, bevor die Order dann tatsächlich ausgelöst wird. Wie du siehst, es ist keine so einfache Entscheidung.
Daher ist es hilfreich, die Spanne in Abhängigkeit von der eigenen Risikoneigung, der Volatilität des jeweiligen Wertpapiers und auch der aktuellen Marktsituation zu wählen. Auch kann es von Vorteil sein, wenn du dich an einer charttechnischen Marke orientierst. Diese findest du in den gängigen Finanzportalen wie z. B. onvista oder finanzen.net.
Viele Anleger nehmen als Basis ihren ursprünglichen Einstandskurs, um auf keinen Fall in die Verlustzone zu geraten. Das ist menschlich, aber nicht unbedingt rational. Denn das Ziel ist es ja, Gewinne bestmöglich zu sichern. Daher ist es sinnvoll, den gesetzten Stopp-Loss-Kurs von Zeit zu Zeit zu überprüfen und ggf. anzupassen.
Gerade wenn sich die Aktie im Aufwärtstrend befindet, sollte die Differenz zwischen dem aktuellen und deinem gesetzten Stopp-Loss-Kurs nicht zu groß sein. Zusätzlich solltest du auch darauf achten, dass deine Depot-Bank nicht für jede Änderung Gebühren verlangt, sonst schmälert dies wiederum deinen Gewinn.
5. Automatische Orderanpassung mit der Trailing-Stopp-Loss Order
Ist dir eine manuelle Orderanpassung zu aufwendig, besteht es auch die Möglichkeit zu einer automatischen Orderanpassung – und zwar mit der Trailing-Stopp-Loss Order. Diese Orderart wird mittlerweile von immer mehr Banken angeboten.
Der Vorteil dieser Orderart besteht darin, dass der Stopp-Kurs bei einem Kursanstieg automatisch angepasst wird. Man definiert also keinen Stopp-Loss-Kurs, bei dem die Order automatisch ausgelöst wird, sondern einen prozentualen oder absoluten Abstand zum derzeitigen Höchstkurs. Jeder neue Höchstkurs gilt dann als neue Grenze, von welcher der gewählte Abstand gezählt wird.
Bei fallenden Kursen bleibt der Stopp-Loss-Kurs unverändert. Auch hier gilt, sobald der Kurs die Stopp-Loss Schwelle erreicht, wird die Aktie zum nächsten handelbaren Kurs verkauft.
Auf diese Weise kannst du dir also die Arbeit, laufend deinen Stopp-Loss-Kurs anzupassen, sparen.
6. Für wen ist eine Stopp-Loss Order sinnvoll?
Grundsätzlich ist dieses Instrument für jeden sinnvoll, der nicht jederzeit sein Depot kontrollieren kann oder will und auch für diejenigen, die das Risiko etwas begrenzen möchten, damit der Kurs nicht ungebremst in den Keller rauschen kann.
Auch für Anleger, die langfristig Verluste nicht aussitzen können, weil sie z. B. das Geld in absehbarer Zeit benötigen, kann dieses Instrument durchaus sinnvoll sein. Gerade wenn der Renteneintritt naht, oder wenn eine größere Anschaffung, wie z. B. ein Immobilienkauf geplant ist, sollte man Verluste bestmöglich vermeiden.