Tracking Difference: Was kostet mein ETF tatsächlich?

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Die richtige ETF-Auswahl gleicht schon fast einem kleinen Studium. Zumindest dürfte es einigen so vorkommen. Bei der Masse an ETFs und was man dabei alles beachten sollte, kann man schon mal durcheinander kommen.  

Auf welche Kriterien man bei der ETF-Auswahl achten sollte, habe ich bereits beschrieben. In diesem Beitrag möchte ich noch mal intensiver auf eines der wichtigsten Kriterien eingehen – nämlich auf die ETF-Kosten. 

Oftmals wird in diesem Zusammenhang nur von der Gesamtkostenquote (TER) gesprochen. Da gibt es aber noch eine weitere wichtige Kennzahl, nämlich die Tracking Difference (TD). 

Doch was genau ist die Tracking Difference und inwiefern berücksichtige ich diese bei meiner ETF-Auswahl? Genau das erfährst du in diesem Beitrag.

Inhalte

1. Einfach erklärt: Was ist eine Tracking Difference?
2. Tracking Difference in der Praxis – ein konkretes Beispiel 
3. Wo kann ich diese Information finden? 
4. Was bedeutet das für meine ETF-Auswahl?

 

1. Einfach erklärt: Was ist eine Tracking Difference?

Fangen wir mal mit etwas Theorie an. Ich versuche es auch möglichst einfach und kurz zu halten. 

Mit einem ETF investierst du in einen Index. Ziel ist es dabei, den Index so genau wie möglich mit dem ETF nachzubilden. Also genau die Index-Rendite mit dem ETF zu erzielen. Allerdings erzeugt der ETF auch Kosten, wie z.B. Verwaltungs- und Lizenzgebühren. Wie hoch diese prozentual ausfallen, wird mit der Total Expense Ratio (TER) – oder auch einfach Gesamtkostenquote – angegeben. Diese Kosten werden automatisch vom ETF-Vermögen abgezogen. Dadurch entsteht eine Abweichung vom Index. Wie hoch diese Abweichung dann tatsächlich ausfällt, wird nachträglich mit der Tracking Difference gemessen (TD).

Im Grunde genommen handelt es sich bei der Tracking Difference (TD) also um eine Abbildungsdifferenz. Denn sie zeigt, wie hoch die Abweichung der ETF-Rendite von der Indexrendite am Ende eines Betrachtungszeitraums ausfällt. Sie kann zusätzlich zur Gesamtkostenquote (TER) herangezogen werden, um neben den Gesamtkosten zu bestimmen, wie hoch die Opportunitätskosten im Betrachtungszeitraum ausgefallen sind. Sie bietet daher ein wesentlich genaueres Bild über die tatsächlichen Kosten eines ETFs als die Gesamtkostenquote.

Wie die Tracking Difference berechnet wird und was diese konkret aussagt, zeige ich anhand des folgenden Beispiels.


2. Tracking Difference in der Praxis – ein konkretes Beispiel

Die Formel zur Berechnung der Tracking Difference lautet vereinfacht: 

Tracking Difference = Indexrendite – ETF-Rendite

Achtung! Manchmal erfolgt die Berechnung der Tracking Difference auch in umgekehrter Reihenfolge. Dadurch ändern sich die Vorzeichen. Daher empfehle ich dir vorher die angewandte Formel zu prüfen, um eine Fehlinterpretation zu vermeiden. Die Information zur Berechnung findest du i.d.R. beim jeweiligen Finanzportal.

So, kommen wir nun zum konkreten Beispiel, um uns das mal näher anzuschauen. Hierzu gehe ich auf das Portal TrackingDifferences und suche nach dem allgemein bekannten MSCI World in der thesaurierenden Variante. 

Hier siehst du einen Teil davon in der Übersicht.  

Anhand dieser Übersicht siehst du die TD auf Basis der Wertentwicklung der vergangenen Jahre. Es lohnt sich die TD über längere Zeiträume anzusehen. So kannst du feststellen, ob der ETF die Abbildungsqualität auch in unterschiedlichen Marktphasen aufrechterhalten konnte.

Jetzt schauen wir uns den iShares Core MSCI World näher an und erhalten folgendes Bild.

Hier siehst du nun deutlich, dass die TD unter der TER liegt und somit günstiger ist, als grundsätzlich suggeriert wird. Dieser ETF hat eine TER von 0,20 % und eine durchschnittliche TD von 0,08 % seit 2010 erreicht. Das bedeutet, dass der ETF den Anleger tatsächlich nur 0,08 % gekostet hat und damit 0,12 % weniger als die angegebene TER. 

Diese geringe Tracking Difference sagt aus, dass der ETF eine gute relative Performance zum Referenzindex aufweist. In der Regel weicht die TD wie hier vom Index ab. Grund hierfür ist, dass typischerweise Kosten entstehen, um den Index zu replizieren. Diese Kosten werden entsprechend an die Anleger weitergegeben, was die Rendite des ETFs zwangsläufig schmälert.


3. Wo kann ich diese Information finden?

Wie bereits im Beispiel dargestellt, helfen dir Portale wie TrackingDifferences dabei, einen einfachen Überblick über die Tracking Difference verschiedener ETFs zu erhalten.

Ein weiteres ETF-Portal, welches ich recht gut finde, ist extraETF. Dort findest du die Information zur TD sowohl in der Übersicht als auch beim jeweiligen ETF, als durchschnittliche jährliche Abweichung. Die Formel zur Berechnung der Tracking Difference lautet hier ebenfalls:

Tracking Difference = Indexrendite – ETF-Rendite 

Dies hat den Vorteil, dass die Tracking Difference (TD) besser mit der Gesamtkostenquote (TER) verglichen werden kann. 

Auch viele ETF-Anbieter zeigen die TD auf deren Websites an.


4. Was bedeutet das für meine ETF-Auswahl?

Ich finde, die Tracking Difference ist die meist unterschätzteste Kennzahl bei der ETF-Auswahl. Im Zusammenhang mit den ETF-Kosten wird oftmals nur von der Gesamtkostenquote (TER) gesprochen. Wie wir jetzt wissen, finden sich die eigentlichen ETF-Kosten in der Tracking Difference wieder. 

Auch wenn es sich hierbei nur um Vergangenheitswerte handelt, erhält man eine gute Indikation, wie der ETF im Vergleich zum Index performt hat und somit zu den tatsächlichen Kosten. 

Die Kosten spielen bei der ETF-Auswahl eine wesentliche Rolle. Grund hierfür ist, dass über einen längeren Anlagezeitraum die Kosten automatisch die Rendite reduzieren. Aus diesem Grund verlangt der gesunde Menschenverstand danach, die Kosten für einen ETF so niedrig wie möglich zu halten. Denn bei einer langfristigen Anlage kann auch ein geringer Unterschied schon einige Euros ausmachen.

Daher gehört die TD für mich zu den wichtigsten Auswahlkriterien bei ETFs.

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